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Veröffentlicht von Dennis Kallerhoff

Pacific Highway – ein Roadtrip von San Francisco nach Portland


Ein regnerischer Herbstabend, keine Lust irgendwas zu tun. Im TV lief eine Doku über eine Wanderroute entlang der gesamten Westküste der USA. Warum nicht?

Der Pacific Crest Trail startet nahe der mexikanischen Grenze. Voller Enthusiasmus starten jährlich tausende Wanderer Richtung kanadische Grenze. Nur ein Bruchteil kommt an. Das Kamerateam begleitete die zwei Freundinnen Pat und Sarah auf ihrer Reise. Sarah musste mit einem kaputten Knie aufgeben, ihre Pat schaffe es aber, sichtbar stolz. Was die Sendung so interessant machte, war weniger das Wandern, als viel mehr die abwechslungsreiche Natur. Die trockenen Hügel Kaliforniens, die üppigen Wälder Oregons – ja, genau die Wälder aus Twilight – und die abwechslungsreiche Küste von Washington.

Das wollten Katharina & ich auch! Nur auf vier Rädern, und nicht auf zwei Beinen. Zeitraum: 2,5 Wochen, davon 2 Wochen auf der Straße und im Anschluss ein paar Tage in San Francisco. Zusätzlich wollten wir an jedem Ort mind. 2 Nächte bleiben. Gesagt, getan. Roadtrip!

Etappe 1: Petaluma & Umgebung

United hat uns bequem von Frankfurt nach San Francisco gebracht. Am späten Nachmittag holten wir unser dunkelblaues Beatle Cabrio ab und fuhren nach Norden. Die Unterkünfte in San Francisco waren zu teuer, als dass wir uns in der Großstadt von der Anreise erholen wollten.

Als ich nach ca. 50 Meilen endlich die amerikanischen Geschwindigkeitsschilder verstanden habe, waren wir auch schon in Petaluma. Die Zeit scheint in Petaluma in den 70er Jahren stehen geblieben zu sein. Es war warm, die Straße waren sauber, eine Milchshake-Bar an der Ecke – und ich wartete nur darauf, dass das Auto aus „Zurück in die Zukunft“ gleich auf der Hauptstraße landet. Nur die Outer Bay-Hipster mit Avocadotoast passten nicht in die 80er Jahre Kulisse. Stilecht aßen wir abends eine Pizza Chicago Style mit extra Käse im Käserand.

Das soll nicht davon ablenken, dass die Weinregion Sonoma um Petaluma traumhaft schön ist. Mit offenem Verdeck fuhren wir über die Küstenstraße zum Point Reyes Seashore. Ich locke Katharina mit dem Versprechen von Robben an die Strände. Der Ranger korrigierte: „Bullshit, die sind schon weg.“ Der Robbentraum platzte.

Highlight: Wanderung im Point Reyes Seashore. Die Wanderwege sollen sehr cool sein. Wir haben sie leider nicht gemacht.

Etappe 2: Petaluma -> Eureka

Nach zwei erholsamen Tagen ging es weiter nach Eureka. Die Stadt ist manchen aus der gleichnamigen TV-Serie bekannt. Ich mochte die Serie nicht, die Stadt leider auch nicht. Das Hotel Best Western Bayshore Inn war ein Flop. Aus den zwei geplanten Nächten machten wir 30 Minuten nach der Ankunft eine Nacht.

Die Zeit verbrachten wir lieber in Arcata, einer kleinen Universitätsstadt mit aktiver Hippie-Kultur. Witzig. Das Essen im japanischen Tomo Restaurant gab dem Tag einen netten Ausklang.

Highlight: Als wir die Stadtgrenze von Eureka hinter uns gelassen haben.

Etappe 3: Eureka -> Coos Bay

Auf dem Weg nach Coos Bay machten wir einen Pflichthalt im Redwood National and State Park. Die riesigen Bäume – ja, die Bäume, die ganze Menschenketten umarmen – waren eindrucksvoll. Wir gingen den Lady Bird Trail entlang. Neben den Waldriesen wirkt alles andere klein und unbedeutend.

Nach der ca. halbstündigen Wanderung, und vielen kurzen Fotostops entlang des Highway 1, kamen wir nach Coos Bay, Oregon. Die Stadt am Coos River ist/war Umschlagplatz für die Holzindustrie vor ca. 50 Jahren. Wie viele Industriestädte scheint auch Coos Bay Probleme gehabt zu haben: viele Geschäfte in der Innenstadt stehen leer, viel Industrie ist weggezogen. Teilweise wird dies durch steigende Touristenzahlen ausgeglichen. Nachvollziehbar: mit der Nähe zur Küste, einem ausgedehnten Dünengebiet 5km vor der Stadt und seinem rustikalen Auftreten hat Coos Bay seinen Charme.

Ich fand die Stadt cool! Wir übernachteten im Coos Bay Manor , einem Bed & Breakfast in einem blau-gestrichenen Kolonialhaus. Im Restaurant O hatten wir das beste Essen auf der Tour, begleitet von viel Craftbeer in der 7 Devils Brewers.

An Tag 2 machten wir uns auf den Weg an die Küste. Küste, Wandern & Bäume. Der Dreiklang der Region von Coos Bay. Am Sunset Bay Park schauten wir den Wellen zu, wie sie gegen die Steilküste des Atlantiks schlugen. Umgeben von Bäumen. Natürlich.

Highlight: Essen im Restaurant O, nach einem Sonnenuntergang am Strand von Sunset Bay.

Etappe 4: Coos Bay -> Yachats

Dieser Trip wird mir immer in Erinnerung bleiben. Hier, nahe Dune City, habe ich Katharina einen Heiratsantrag gemacht! Nach einer kurzen Wanderung – natürlich durch Wälder – schauten wir auf riesige Dünen. Die bis zu 100m hohen Sandberg wirkten surreal und deplatziert. Auf einer kleinen Düne, nur umgeben von Natur, bin ich nach Ende meines Gedichts auf die Knie gegangen. Katha hat „Ja“ gesagt – und mich damit zu einem sehr, sehr glücklichen Menschen gemacht.

Danach ging es weiter nach Yachats, in ein Wellness-Hotel direkt an der Küste. Vom Zimmer aus konnten wir Ebbe und Flut des Pazifiks bewundern.

Yachats ist bekannt für den Devils Churn, einer Meerenge in der sich die Wellen in einer riesigen Wasserfontäne verwandeln, die bis zu 20m in die Höhe spritzt. Daneben gibt es viel schöne Küste – und Wald natürlich.

Highlight: Was wohl: natürlich das „Ja“ 🙂

Etappe 5: Yachats -> Seaside

Von Yachats ging es weiter nach Seaside. Auf dem Weg dorthin gibt es drei Highlights: (a) den Three Capes Scenic Drive mit seinen Leuchttürmen. Der Umweg soll sich lohnen, wir haben ihn nur zu 1/3 gemacht. Unsere Aufmerksamkeit galt dem 2. Highlight: (b) der Tillamook Creamery. Das passables Museum informiert über den Herstellungsprozess des preisgekrönten Cheddars. Vor allem hat Tillamook aber riesige Eiskugeln, und das ist den Abstecher wert. Highlight (c) ist der Felsen bei Cannon Beach. Am Strand sitzend ist der riesige Felsklotz im Wasser schon schön, fast hypnotisch. Übernachtet haben wir im Gilbert Inn, nahe dem Zentrum von Seaside.

Highlight: Die Eiskugel in Tillamook und ein morgendlicher Kaffee am Strand von Seaside.

Stop 6: Portland

Nach viel Küste und Wald ging es ins Landesinnere, nach Portland. Nach einer zweistündigen Fahrt kamen wir in einer Hipster-Hochburg an – zumindest, wenn man der Serie „Portlandia“ glauben kann. Kaffeeröstereien, Rennräder und Brauereien an jeder Ecke. Sagt das Fernsehen. Und so ist es auch in Wirklichkeit. Ohne Vollbart kam ich mir wie ein Außenseiter vor.

Portland hat mir gut gefallen, was das auch immer über mich aussagt. Die Kombination aus Hipstertum & Bodenständigkeit gefiel mir. Wir übernachteten nahe der Mississippi Street in einem AirBnb. Das Stadtviertel ist bei Studenten sehr beliebt – und bietet natürlich Kaffee, Bier & Weed. Auch das Einkaufsviertel um die Northwest 23rd mit seinen kleinen Häusern hat mir ausgezeichnet gefallen. Dagegen fällt Downtown ab.

In Portland brauchte ich zwei Stops: einen im Nike Laden und in Powell’s City of Books. Im Urlaub las ich die Biographie des Nike-Gründers Phil Knight. Das Buch ist exzellent geschrieben, unterhaltsam und Nike hat einfach eine gute Unternehmensgeschichte. Nike kommt aus der Nähe von Portland. Deshalb musste ich unbedingt den Laden in Nikes Hometown sehen. Er sah aus wie jeder andere Nike Store. Powells City of Books ist riesig. Ich könnte einen gesamten Tag dort verbringen ohne mich zu langweilen. Alte vergilbte Bücher, die neusten Bestseller, ein gesamter Bereich mit Comics – eine ganze Stadt voll Bücher.

Beinahe vor Erschöpfung umgekippt bin ich beim Versuch von Spinnig bei Mob Cycle. Ich mache schon relativ viel Sport. Das hat mich aber trotzdem nicht auf eine Stunde Spinning vorbereitet. „Und jetzt noch einmal mit doppelter Geschwindigkeit treten.“ motiviert nicht gerade, wenn ich schon die vorherige Geschwindigkeit nicht halten kann. Ne ne, fahrt ruhig schon einmal ohne mich vor. Das Steak abends im Urban Farmers Market versöhnte mich mit dem Tag.

Wenn ich zwischen Portland und San Francisco entscheiden müsste, ich würde Portland nehmen. Die Stadt ist grün und schwebt zwischen rustikaler Naturverbundenheit der Einwohner und Hipstertum.

Highlight: Der Blick auf die Stadt vom Washington Park, nur umgeben von Natur. Natürlich mit einem Kaffee in der Hand.

The End – was habe ich gelernt

Und das war es auch mit der Rundreise. Es ging zurück nach San Francisco bzw. Oakland, wo wir entspannte letzte Tage verbrachten. Was habe ich gelernt: (a) Airbnbs ja, Hotels nein. Und (b): ich liebe die Kombination aus rauer Natur und Großstadt-Leben. Und das hatten wir auf der Reise.


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