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Veröffentlicht von Dennis Kallerhoff

Nepper, Schlepper, Bauernfänger


Der Anfang aus einem Bericht der Verbraucherzentrale Hamburg:

Ich bin Student und 25 Jahre alt und war am Montagabend auf der Straße Dehnhaide unterwegs als mich aus einem blauen Sprinter mit dem Kennzeichen RZ-VM 777 ein Mann ansprach, der nach dem Weg zu fragen schien. Als ich anhielt und näher kam, stellte sich heraus, dass er mir vielmehr ein Angebot für 2 neue Standlautsprecher TNA Century 7.1 unterbreiteten wollte. Er und seine beiden Kollegen seien Tontechniker und auf dem Weg von einem Auftrag zum anderen und hätten beim letzten Kunden festgestellt, dass 4 Lautsprecher zu viel von der Herstellerfirma geliefert worden seien. Diese 4 Boxen wollten sie nun auf keinen Fall ihrem jungen unsympathischen geldgierigen Chef überlassen, sondern versuchen, sie auf dem Weg zum nächsten Kunden für ein wenig Geld an sympathische Leute zu verkaufen.[…]

Jetzt ratet mal wer mich heute auf dem Weg zum Einkaufen an der Bramfelder Chausee angesprochen hat? Zwei Männer aus einem blauen Lieferwagen mit einem Ratzeburger Kennzeichen. Selbe Maschen, selbe Geschichte und fast selber Ablauf. Unterschied: ich habe noch mein Geld und habe auch keine neuen Boxen.

Es lief aber genauso ab wie im Bericht beschrieben: freundliche Männer sprechen dich an, erzählen dir die Geschichte von ihrem bösen Chef und bieten dir die Boxen mit einem angeblichen Neuwert von 2550€ zu einem Schnäppchenpreis an. Hört sich soweit gut an, also habe auch ich mir die Boxen näher angeschaut. Der Kerl hat mich mit technischen Details zugequatsch und hat mir seinen Lieferschein über 20 Boxen gezeigt. Anschließend wurden erzählt, dass sie vorher kurz den Neupreis in einem Internet-Café in der Nähe nachgeschaut hätte und die Dinger 2500€ wert seien. Zum Beweis zeigten sie mir einen Ausdruck.

Und genau hier haben die Herren ihren Fehler gemacht: der Ausdruck war ein qualitativ hochwertig Farbausdruck in Folie eingeschweißt. Sehr glaubwürdig, dass sie das beim Internet-Café um die Ecke ausgedruckt haben! Nach und nach fielen dann noch kleiner Ungereimtheiten auf: das Datum auf die Lieferbeleg war 3 Wochen alt und es waren 23 Verpackungen im Sprinter. Danach war ich mir relativ sicher, dass dat Abzocke war.

Aber … die Boxen sahen wirklich gut aus, weswegen ich den Herren 20€ für beide Boxen bot – nicht verhandelbar. Irgendwie hatten sie ihren Chef dann doch wieder lieb, da er denen immerhin 100€ pro Box geben würden. Ja ja … schon recht! Auf jeden Fall war ich nicht mehr interessant und die wollten mich loswerden. Tja, und somit habe ich nun keine neuen Boxen.

Recherche im Internet brachte dann doch einige interessant Details ans Licht. Die Typen sind mit dieser Masche schon seit mehr als 5 Jahren in Deutschland erfolgreich unterwegs. Polizei und Staatsanwaltschaft können wenig mache und so bleiben viele geprellte Opfer überall in Deutschland zurück – mit Boxen, die laut der Zeitschrift „Audio Test“ „… das schlechteste was wir je gehört haben“ sind.


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